27. Dezember 2023 / Aus aller Welt

Neujahrsvorsatz «mehr fürs Klima tun»: So kann es klappen

Viele Menschen nehmen sich vor, im neuen Jahr klimafreundlicher zu leben. Ansatzpunkte gibt es viele. Und auch der innere Schweinehund kann mit der richtigen Herangehensweise überwunden werden.

Wer auf das Fliegen verzichtet, verbessert seine CO2-Bilanz klar.

Das neue Jahr steht vor der Tür. Und damit wieder jede Menge gute Vorsätze, die Menschen mal mehr, mal weniger erfolgreich umsetzen. Sich umwelt- und klimafreundlicher zu verhalten, haben sich einer Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit zufolge aktuell 51 Prozent der in Deutschland Befragten zum Ziel gesetzt. Auf der Agenda der guten Absichten ist der Vorsatz damit stark abgerutscht: Im Vorjahr hatten noch 64 Prozent dieses Ziel genannt.

Muss ich mein Leben komplett umkrempeln?

Menschen in Deutschland stoßen laut Umweltbundesamt (Uba) aktuell rund 10,3 Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase pro Kopf und Jahr aus. Auf diesen sogenannten Fußabdruck könne man als Privatmensch je nach Lebensumständen ganz gut Einfluss nehmen, sagt Laura Spengler vom Umweltbundesamt (Uba). «Wenn man sich wirklich bemüht, Treibhausgase einzusparen, dann kriegt man es ungefähr hin, die Emissionen gegenüber dem Durchschnitt zu halbieren.»

Zu den größten Hebeln gehören etwa der Verzicht auf lange Flüge, das Nutzen von Ökostrom, sparsames Heizen oder der Verzicht auf ein Auto.

Kleine Schritte mit viel Wirkung

Zwei verhältnismäßig wirkungsvolle Aktionen sind laut dem Kompetenzzentrum Nachhaltiger Konsum (KNK) die Anschaffung eines Sparduschkopfs und der Wechsel zu einem Ökostromvertrag. Die beiden kleinen Schritte zusammen können schon 0,8 Tonnen an Treibhausgasen pro Jahr einsparen. «Das ist wirklich das Einfachste, was man machen kann», sagt Klimaschutzexperte Niklas Höhne vom New Climate Institut.

Wer für tägliche Wege auf ein privates Auto verzichtet, verbraucht Expertinnen und Experten zufolge ungefähr eine Tonne weniger CO2 und andere Treibhausgase. Wichtig sei außerdem, aufs Fliegen zu verzichten und auf langlebige Produkte zu setzen. «Da kann man sehr viel tun, indem man wegkommt von der Wegwerfgesellschaft hin zu langlebigen Qualitätsprodukten», sagt Höhne.

Weniger Fleisch und Milch seien ebenfalls ein großer Hebel - hier lasse sich bis zu einer Tonne an Emissionen einsparen, schreibt das KNK.

Nicht jeder Verzicht hat eine große Wirkung

Dagegen werden etwa Plastiktüten in ihrer Klimaschädlichkeit stark überschätzt. «Wir nutzen übertrieben viel Plastik, aber was die Klimawirkung betrifft, fällt das nicht so wahnsinnig ins Gewicht», sagt die Umweltwissenschaftlerin Spengler vom Uba. Regionale und saisonale Ernährung haben ebenfalls keine große Klimawirkung - sie sparen nur 0,02 Tonnen pro Jahr ein, wie aus dem CO2-Rechner des Uba hervorgeht.

Engagement kann viel bewirken

«Man hat etwas in der Hand als Individuum, aber viel wird durch die Rahmenbedingungen der Politik festgelegt», stellt Forscher Höhne fest. Daran anknüpfend wirbt das Kompetenzzentrum Nachhaltiger Konsum für das Konzept des «Handabdrucks» - also die Wirkung des eigenen gesellschaftlichen Engagements fürs Klima. Dazu gehört etwa die Werbung für nachhaltiges Verhalten oder Spenden an Klimaschutz-Initiativen.

«Wer sich engagiert und versucht, in seinem Umfeld, in der Gesellschaft etwas voranzutreiben, kann damit eine viel, viel höhere Wirkung erzielen für den Klimaschutz, als wenn man sich nur auf seinen eigenen Fußabdruck konzentriert», sagt Laura Spengler vom Uba.

Konkrete Vorsätze lassen sich besser durchhalten

«Eine Verhaltensänderung hat auch positive Nebeneffekte: Mit dem Fahrrad zu fahren ist gesünder als im Auto zu sitzen. Die Änderung muss nicht negativ behaftet sein mit einem Verzicht», betont Höhne. Dass die Veränderung im Alltag nicht ausschließlich als etwas Belastendes gesehen wird, hilft auch dabei, unsere Vorsätze tatsächlich umzusetzen, wie Diplom-Psychologin Martina Amberg erklärt. «Gute Vorsätze müssen einen Gewinn für uns haben», sagt sie. Je nach Vorlieben und Bedürfnissen einer Person kann der passende Vorsatz also variieren.

Außerdem komme es darauf an, sich eine ganz konkrete Tat vorzunehmen: statt «irgendwie klimabewusster leben» beispielsweise «zwei Mal in der Woche mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren». Dabei seien realistische Vorhaben wichtig, sagt Amberg. Denn nach kleinen Erfolgserlebnissen traue man sich mehr zu und gebe nicht so schnell auf. «Tipp: Die guten Vorsätze nicht so riesig aufblähen, sondern konkret und machbar formulieren», sagt die Psychologin. Also lieber einen Veggie-Day pro Woche statt ein abruptes Umsatteln zum Veganismus.

Sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun, hilft laut Amberg ebenfalls beim Durchhalten. Genauso wie ein Plan B, wenn es mal Ausrutscher geben sollte. Dann gebe man nicht sofort auf, sondern könne zum Beispiel am nächsten Tag ganz bewusst wieder einsteigen.


Bildnachweis: © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
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