19. August 2024 / Aus aller Welt

Tausende Leibesvisitationen bei Minderjährigen in England

«Strip searches» stehen in Großbritannien in der Kritik: Dabei werden auch Minderjährige von der Polizei im Intimbereich auf Drogen und Waffen kontrolliert. Die Kinderschutzbeauftragte nennt Zahlen.

Der britischen Polizei wird immer wieder vorgeworfen, schwarze Menschen schärfer zu kontrollieren. (Archivbild)

Tausende Minderjährige sind in England und Wales mit intimen Leibesvisitationen auf Drogen und Waffen durchsucht worden. Zwischen Januar 2018 und Juni 2023 nahm die Polizei insgesamt 3368 «strip searches» vor, wie die britische Kinderschutzbeauftragte Rachel de Souza mitteilte.

Sie forderte schärfere Vorgaben. «Bevor ein Kind einer erniedrigenden und traumatisierenden Durchsuchung unterzogen wird, sollte eine viel höhere Schwelle überschritten werden», sagte de Souza. «Zu viele Leibesvisitationen sind unnötig, unsicher und werden nicht ausreichend gemeldet.»

Vorschläge für neue Richtlinien sehen vor, dass nur ranghöhere Beamte eine Durchsuchung anordnen dürfen. Außerdem soll demnach verpflichtend ein Elternteil oder Erziehungsberechtigter informiert werden.

Schülerin während Periode kontrolliert

Die «strip searches» stehen zunehmend in der Kritik, seitdem Polizisten eine schwarze Schülerin während ihrer Periode aus einer Prüfung holten, um sie auf Rauschgift zu durchsuchen. Dabei wurde nichts gefunden. Die Behörde entschuldigte sich.

Zwar sank die Zahl der Kontrollen zuletzt. Allerdings habe mehr als die Hälfte keine weiteren Maßnahmen nach sich gezogen, sagte de Souza. Es wurde also nichts gefunden. Diese Statistik stelle die Notwendigkeit einer derart tiefgreifenden Durchsuchung grundsätzlich infrage, betonte die Kinderschutzbeauftragte. Zudem bereite die unverhältnismäßig hohe Zahl von Durchsuchungen schwarzer Kinder Sorgen. Demnach war es viermal wahrscheinlicher, dass ein schwarzer Minderjähriger kontrolliert wird als ein weißer.

In fast neun von zehn Fällen ging es um den Verdacht auf Drogenbesitz, in sechs Prozent um Waffen. Bei weniger als der Hälfte der Leibesvisitationen war ein verantwortlicher Erwachsener zugegen, also ein Elternteil, eine Lehrkraft oder ein Sozialarbeiter. Durchsucht wurden auch Kinder, die erst acht Jahre alt waren. In England beginnt die Strafmündigkeit im Alter von zehn Jahren.


Bildnachweis: © James Speakman/PA Wire/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Brückeneinsturz in Dresden - Desaster mit glimpflichem Ende
Aus aller Welt

Ein Teil der Carolabrücke in Dresden stürzt in der Nacht in die Elbe. Eine wichtige Verkehrsader ist unpassierbar. Die Stadt entgeht knapp einer Katastrophe. Wie konnte das passieren?

weiterlesen...
Umgestaltung der Harderstraße
Aktuelles aus der Region 10

Nächster Bauabschnitt beginnt, Vollsperrung ab Mittwoch

weiterlesen...
Nacht der Museen am 7. September
Aktuelles aus der Region 10

Programm zur Nacht der Museen

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Königin Margrethe nach Sturz aus Krankenhaus entlassen
Aus aller Welt

Die 84-jährige Mutter des dänischen Königs Frederik hat sich bei einem Sturz mehrere Verletzungen zugezogen. Sie ist nach Palastangaben wohlauf, doch der Vorfall hat mehrere unangenehme Konsequenzen.

weiterlesen...
Todesfahrerin aus Toskana sagt aus - Trauer in Duisburg
Aus aller Welt

Ihr Auto erfasste zwei Schülerinnen aus Duisburg tödlich, doch die Unfallfahrerin erinnert sich laut eigener Aussage an nichts. Die aus der Toskana heimgekehrte Gruppe kämpft mit Schock und Trauer.

weiterlesen...
Kosmetik-Trends bei Kindern - Schadet das der jungen Haut?
Aus aller Welt

In den sozialen Medien sind geschönte Gesichter ständig präsent. Schon Kinder bekommen dadurch das Gefühl, etwas für ihre Haut tun zu müssen - mit Folgen.

weiterlesen...